Ostern auf Mallorca
Nein, nein… da ist nicht etwa der Ku-Klux-Klan auf Mallorca unterwegs. Diese „Figuren“ haben rein gar nichts damit zu tun, auch wenn sie im ersten Moment danach aussehen und etwas abschrecken! Unter diesen Gewändern sind Menschen die Buße tun und das geht bis zum 15. Jahrhundert etwa zurück.
Die Kapuzen und Gewänder sind traditionelle Kleidung der Bruderschaften, der sogenannten „Confraries“. Auf Mallorca gibt es rund 50 davon, 30 davon allein in Palma.
Jede Bruderschaft hat ihre eigene Farbe, was sich in den Kostümen der Büßer wiederspiegelt. Manche sind knallig lila, aber auch fast ganz weiße und schwarze gibt es. Dazu hat jede Bruderschaft sein eigenes Wappen.
Die Osterprozessionen sind in ganz Spanien sehr bekannt, denn die Tage rund um Ostern sind mit die heiligsten und größten, religiösen Feierlichkeiten. Sie beginnen immer am Palmensonntag, also eine Woche vor Ostern, denn laut der biblischen Geschichte zog an diesem Tag Jesus in Jerusalem ein. Mit Palmwedeln wurde er von der Bevölkerung begrüßt und gesegnet. So ist die Tradition entstanden, dass mit Palmenwedel und Olivenzweigen zu dieser Zeit gesegnet wurde und heute noch wird. Oft lassen viele diese zweige das ganze Jahr über hängen und man kann immer wieder in den Altstädten der Insel an Balkonen und Fenstern vertrocknete Zweige sehen.
Mitglied in solch einer Bruderschaft zu sein ist für viele eine Ehre und sie nehmen diese auch sehr ernst und wurde / wird meistens vom Vater an den Sohn vererbt. Heutzutage ist es aber auch nicht mehr selten, dass Frauen Mitglieder sind und das auch Mütter diese Mitgliedschaft an Töchter weitergeben. Die Kapuze, bei den Gewändern soll Anonymität garantieren, denn Buße tun ist reine Privatsache.
Die Karwoche, hier „Semana Santa“ genannt, beginnt traditionell wie gesagt am Palmensonntag. Am Gründonnerstag (Jueves Santo), der in Spanien übrigens Feiertag ist, ziehen dann die Bruderschaften zur „Processió de la Sang“. Diese Prozession geht durch die ganze Stadt und über Stunden, zu Ehren Jesus und auch der Heiligen Maria. Dazu werden auf riesigen, festlich geschmückten Wagen einzelne Szenen aus dem Leben Jesus Christus dargestellt. Die heiligen Figuren darauf sind lebensgroß. Manche Wagen sind auf Rollen, aber es ist auch nicht unüblich das sich bis zu 20 Leute darunter verbergen und diese schweren, heiligen Figuren durch die Stadt tragen. Dazu treffen sich die einzelnen Bruderschaften regelmäßig zuvor und trainieren gemeinsam das Halten des Gleichgewichts und das Tragen des Wagens. Diese sind nämlich nicht gerade leicht und jeder Schritt muss synchron sitzen und jeder einzelner Person, die den Wagen mitträgt, muss sich auf den Nebenmann verlassen können. Die sich in der Mitte befinden, laufen quasi „blind“.
An Karfreitag (Viernes Santo) finden dann auf der ganzen Insel weitere Prozessionen statt und auch die sogenannten Passionsspiele werden zelebriert. Hier wird zum Beispiel in Palma, vor der Kathedrale die Kreuzigung / Kreuzabnahme Jesu nachgestellt. Dazu gibt es in der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag einen Mitternachtsgottesdienst, der fast schon einer Beerdigung zu Ehren Jesu gleicht. Das ganze Spektakel geht bis einschließlich Ostermontag und teils noch den Dienstag danach.
An den wichtigste Osterprozession Mallorcas nehmen jedes Jahr alle Bruderschaften der Insel teil. Angeführt wird das barock anmutende Spektakel seit dem 16. Jahrhundert von den Offizieren der ältesten Bruderschaft „Confraria de la Sang“.
Die riesigen Kreuze werden von den sogenannten „Nazarenos“ geschultert. Stundenlang tropft Kerzenwachs auf die Pflastersteine der Altstadt. Dumpfe Trommelschläge, Rasseln von Ketten, Peitschenhiebe sind auch keine Seltenheit, denn viele Mitglieder laufen Barfuß und mit Ketten an den Füßen. Neben den Büßern sieht man auch schwarz gekleidete Frauen mit schwarzen Spitzenschleiern – den traditionellen „Mantillas“. In ihnen spiegelt sich der Kummer und die Schwermut wider. Begleitet werden diese von Trommlern und teils Blasmusikern, aber es gibt auch Stille Prozessionen.
Die Prozessionen rund um Ostern muss man definitiv einmal erlebt haben.
Denn abgesehen vom christlichen/ religiösen Hintergrund, haben die Nächte der Prozessionen schon etwas mystisches und sind unvergessliche Erlebnisse, auch wenn es sich im ersten Moment etwas duster anhört!